Offener Brief an die Ratsmitglieder zum MSV-Stadiondach

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Offener Brief an die Ratsmitglieder

Duisburg Klimaneutral 2035: Wie nachhaltig sind der Fußball und die IGA?

Sehr geehrte Damen und Herrn,

als bürgerschaftlicher Zusammenschluss von Menschen, die sich für Umwelt und Klima in Duisburg über Parteigrenzen hinweg einsetzen, haben wir viele Projekte konstruktiv und kritisch begleitet, die dieses Jahr von Ihnen entschieden wurden. In Ihrer letzten Sitzung des Jahres 2024 steht der Klimaschutz noch einmal im Mittelpunkt vieler Vorlagen, die Sie beschließen.

Mit der DS 20-0171/1 Soziales und Klima gerechtes Wohnen in Duisburg (TOP 29) wird Ihnen ein wegweisender Konzeptentwurf mit detaillierter Analyse zu dem engen Zusammenhang zwischen Sozial- und Klimapolitik vorgelegt. Der Anspruch, in Duisburg die Menschen vor Hitze und steigenden Energiepreisen zu schützen, den Einbau regenerativer Energien nun konsequent einzuplanen, spricht uns aus dem Herzen und wir versprechen Ihnen, dies nach Kräften in Zukunft zu unterstützen.

Genauso freuen wir uns, dass die DS 24-1253 Kommunale Wärmeplanung (TOP 75) aufzeigt, was alles in Duisburg möglich wäre: „Die Potenzialanalyse zeigt deutlich, dass Duisburg über vielfältige Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energie verfügt. Insbesondere die Nutzung von Dachflächen für Photovoltaik, nach Möglichkeit in Kombination mit Wärmepumpen zur thermischen Energieversorgung sowie die Integration von Wärmenetzen mit erneuerbaren Quellen sollten priorisiert werden.“

Passend zu diesen Projekten des Klimaschutzes durch Energie- und Wärmewende, beschreibt die  DS 24-1067 Anlage II Kurzbeschreibung R2K Klim-2 (TOP 76) die weitere Forschung zur dringend nötigen Anpassung Duisburgs, hier gerade auch der Wirtschaft, an den fortgeschrittenen Klimawandel.

Bei der DS 24-1184 Duisburg Klimaneutral 2035 Zwischenstand Roadmap (TOP 74) wird unser Bündnis des Klimaentscheids als ein kritischer Begleiters des Prozesses ausdrücklich erwähnt, da wir die Stadt bei dem Ziel der Klimaneutralität 2035 unterstützen. Es freut uns, dass an dem Ziel 2035 weiter fest gehalten wird, und wir hoffen, dass dann in 2025 die nötigen konkreten Umsetzungsmaßnahmen für die städtischen Ämter und Töchter von Ihnen beschlossen werden, genau ein Jahrzehnt vor dem Ziel 2035.

Umso größer unsere Enttäuschung, dass der Umbau zu regenerativer Energieerzeugung weder beim MSV Stadion (TOP 31) noch beim IGA Pavillon (TOP 50) vorgeschlagen wird. Trotz der in allen genannten Vorlagen beschworenen Ziele zur Förderung von regenerativen Energien fällt die Photovoltaik bei diesen konkreten Projekten hinten runter.

Wenn auf einer der größten Dachflächen Duisburgs, den ca. 20.000 qm des MSV Stadion Daches, im Eigentum der Stadt, aus „Kostengründen“, für die nächsten zwanzig Jahre die Photovoltaik außen vor bleibt (DS 24-1308 Schauinsland-Reisen-Arena Hier: Planungsbeschluss für die Erneuerung des Dachtragwerkes), so ist das sehr bedauerlich, insbesondere auch für die vielen MSV Anhänger, die ihrem Verein auch in schwierigen Zeiten die Treue halten. Für sie wäre es ein wichtiges Signal, dass nicht nur die Bausünden der Vergangenheit beseitigt werden, sondern dass das Stadion auch für eine bessere Zukunft des MSV zukunftsfähig aufgestellt wird.

Schließlich kennt der MSV auch  nur eine Richtung für die Zukunft, besser werden.

Die Stromkosten von Fußballstadien sind immens, in den Vereinen landauf landab wird daran gearbeitet, Energiefresser durch nachhaltige Lösungen zu ersetzen und den CO 2 Abdruck des Fußballs deutlich zu verringern. Sehr viele Stadion der 1 bis 3 Liga haben mittlerweile Solardächer,  sogar in der Regionalliga rüstet man die Dächer auf Solar um.

Deshalb ist es schade, dass der Aufsichtsrat beschlossen hat, die Tragfähigkeit des Daches nicht zugunsten der Photovoltaik und damit zur Gewinnung klimaneutralen Stroms zu ertüchtigen. Und dies bei einem Wahrzeichen für Duisburg, wie dem Stadion, wo zig zehntausende Menschen jährlich vorbildhaft erleben könnten, wie Klimaschutz in Duisburg gehen könnte.

Dass es in Duisburg auch anders geht, zeigt der Hafen. Dort hatte Duisport schon 2018 auf die schweren Solarpanele verzichtet und statt dessen eine innovative Solarfolie verwendet. Die Folie ist leicht genug für das neue Dachtragwerk, und das, was Sie von Ihren Bürgerinnen und Bürgern und der Duisburger Wirtschaft erwarten, die Investition in regenerative Energien, könnten Sie hier selber vorleben.

Wir bitten Sie, tun Sie etwas für das Ziel Duisburg Klimaneutral 2035 und fordern eine Analyse der Nachhaltigkeit des Stadiums im Rahmen der Roadmap Duisburg Klimaneutral 2025. Das Stadion muss nachhaltiger werden und sparsamer für den Haushalt der Stadt. Darauf aus Kostengründen zu verzichten, ist höchst unökonomisch, denn es ist eine rentierliche Ausgabe, die sich nach wenigen Jahren amortisiert, insbesondere angesichts der Vervielfachung der Strompreise.

Wir bitten Sie, ergänzen Sie die Vorlage mit Prüfaufträgen dazu, ob es nicht die Solarfolie statt der Solarpanele nicht sein kann. Ebenso sollte geprüft werden, ob es nicht Ökostrom sein kann, der sich auch positiv auf einen Energiecheck des Stadions auswirken würde. Dafür bleibt auch noch genug Zeit, denn Baubeginn soll frühestens 2026 sein.

Es gibt viele Möglichkeiten, klimaneutral im Fußball zu werden. Rauben Sie dem MSV diese Chance nicht.

Leider wird auch bei dem IGA Eingangspavillon (DS 18-0877-16) mit einer Dachfläche von 1200 qm auf Photovoltaik verzichtet, trotz der sehr hohen Millionenkosten dafür. Da muss es ein Plastikwelldach aus Kostengründen sein, statt dieses Eingangstor zur IGA zum Solarbotschafter für Duisburg zu machen.

Handeln Sie klimagerecht und nachhaltig, so wie Sie es in Ihren Konzepten planen, und sorgen Sie gerade bei solchen Leuchtturmprojekten dafür, dass Photovoltaik auf die Dächer kommt.

Wir wünschen Ihnen zum 1. Advent eine schöne Vorweihnachtszeit, friedliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Start in ein Neues Jahr. Auf eine weiter konstruktive Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüßen für das Bündnis Klimaentscheid (info@klimaentscheid-duisburg.de)

Charlotte Brinkmann           Sabine Hoster-Kartal

Parents for Future                 BUND Duisburg