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Fahrraddemo 10.08.2022
Sicherheit für den Radverkehr, „Dooring“ und „Toter Winkel“

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Veranstaltet von ADFC Duisburg (Herbert Fürmann) und Klimaentscheid Duisburg (Wolfgang Dewald)

Radfahren im Alltag ist ein unverzichtbarer Teil der dringend erforderlichen Verkehrswende.
Ein wichtiger Grund, dass in Duisburg so wenig das Rad im Alltag benutzt wird, ist fehlende Sicherheit.
Am 10.08.2022 haben der ADFC und der Klimaentscheid Duisburg eine Fahrraddemo, eine Gedenk- und Mahnfahrt zum Thema Sicherheit veranstaltet.
Trotz der sehr kurzfristigen Organisation sind knapp 40 Menschen gekommen. Vielen Dank.

Der Anlass war ein Unfall am 04.08.2022 mit einem schwerverletzten Radfahrer, ein sogenannter „Toter-Winkel-Unfall“.
Die Demo ging vom Lifesaver-Brunnen zu der Unfallstelle Obere Kaiserswerther Straße/Neuenhofstraße.

Auf dem Weg lag ein Stopp in der Eschenstraße, wo am 21.02.2019 ein Radfahrer getötet wurde, weil ein Autofahrer seine Tür ohne zu schauen geöffnet hat, ein sogenannter Dooring-Unfall.

Wir wollten ursprünglich ein paar Meter weiter nochmals halten an einer Stelle, an der es am 05.05.2022, also vor 3 Monaten, ebenfalls einen schweren sogenannten Toter-Winkel-Unfall gab.
Vor der Fahrraddemo erfuhren wir von der Polizei: es ist exakt dieselbe Stelle, exakt derselbe Ablauf wie bei dem Unfall am 04.08.2022.
Es war also ein Stopp an einer Doppel-Unfallstelle.
Bedrückend beeindruckend waren die Markierungen der Polizei zu dem Unfall, die noch sehr deutlich zu sehen waren. Es ist einfach nur grauenvoll, sich den Unfall vorzustellen.

Als letzten Stopp fuhren wir das Geisterrad in Huckingen an, das aufgestellt werden musste aufgrund eines sogenannten Toter-Winkel-Unfall.

Es war eine Gedenk- und Mahnfahrt.
Wir haben mit ihr unser Mitgefühl mit den Opfern ausgedrückt.
Und wir, alle Teilnehmer*innen der Fahrraddemo, mahnen, fordern.

Unsere Forderungen

Natürlich mahnen wir alle Radfahrerinnen und Radfahrer, auf sich aufzupassen.
Aufpassen, bei diesen riesigen LKW neben uns, die gleich rechts abbiegen könnten.
Aufpassen, bei diesen endlosen Reihen von parkenden Autos, neben denen wir ganz dicht auf dem holperigen schmalen Radweg fahren.
Wir wollen in erster Linie alle Verantwortlichen in der Politik, in der Verwaltung, in der Planung und in sonstigen relevanten Organisationen mahnen und zwar im Sinne von fordern, den §1 der VwV-STVO endlich ernst zu nehmen. Dort steht:
Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssicherheit. Hierbei ist die „Vision Zero“ (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.
Im Klartext heißt das:
Sicherheit ist wichtiger als Verkehrsfluss,
Sicherheit ist wichtiger als Verhinderung des Parkdrucks.
Sicherheit steht an erster Stelle. Für alle! Immer!

Wir hatten viel Information zusammengetragen, hauptsächlich zu den beiden Themen „Dooring“- und „Toter-Winkel“-Unfall. Beide Unfallarten haben sehr oft schwere Folgen, sie verlaufen für den Radfahrer, die Radfahrerin nicht selten tödlich.
Eine kurze Zusammenfassung folgt unter den Bildern der Fahrraddemo.

Dooring

Der Begriff klingt so technisch und sachlich.
Ein sogenannter Dooring-Unfall ist rein menschliches Versagen und diese Unfälle sind zu 100% zu verhindern. Durch den einfachen vorgeschriebenen Schulterblick.
Das ist kein „Übersehen“, das ist komplettes „Nicht-Sehen“.

Mögliche Maßnahmen gegen diesen Unfalltyp:
Anwenden des „Holländischen Griffs“ https://de.wikipedia.org/wiki/Dutch_Reach
Warum wird er nicht in der STVO vorgeschrieben?
Und natürlich bauliche Maßnahmen. Keinen Radweg, keinen Schutzstreifen, keinen Fahrradstreifen ohne Sicherheitstrennstreifen, wie in ERA empfohlen (0.5 m zu längsparkenden, 0.75 m zu querparkenden Autos).
Das wird in Duisburg bei Neugestaltung der Infrastruktur tatsächlich meist realisiert. Aber was ist mit den vielen Kilometern im Bestand ? Selbst die mit dem Programm 2021/2022 sanierten Radwege führen unverändert über Kilometer durch Dooringzonen.

Es ist festzustellen: Baulich von der Fahrbahn getrennte Radwege sind bei vielen insbesondere unsicheren Menschen sehr beliebt. Zu Unrecht, gerade in Kreuzungsbereichen ist die gefühlte Sicherheit trügerisch.

Toter Winkel

Jeder Unfall, bei dem ein LKW beim Rechtsabbiegen eine*n Radfahrer*in in einen Unfall verwickelt, heißt automatisch im Polizeibericht „Toter-Winkel“-Unfall.
Gerade bei dem aktuellen Unfall konnten wir uns nicht so recht vorstellen, dass das wirklich die Unfallursache war.

Mögliche Maßnahmen gegen diesen Unfalltyp:

Abbiegeassistenten in LKW.
In der EU ab 2022 bei der Neuzulassung eines neuen LKW-Typs vorgeschrieben.
In der EU ab 2024 bei der Neuzulassung eines neuen LKW.
Nachrüstpflicht ist nicht vorgesehen, die Assistenten können abgeschaltet werden.

Wir fordern eine Pflicht zum Nachrüsten und das Verbot, sie abzuschalten, da die Assistenten zumindest einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit leisten.

Infokampagne.
Wir fordern eine Infokampagne, getragen z.B. auch von der Stadt Duisburg, dem logport und Speditionen. Auch mit Flyern in der Sprache der LKW-Fahrer.

Geschwindigkeitskontrollen.
In der STVO ist eine Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h für LKW über 3,5 t beim Abbiegen vorgeschrieben.
Wir fordern Kontrollen. Falls aus technischen Gründen ein gerichtsfestes Bußgeld nicht möglich ist, kombiniert mit der Infokampagne. In diesem Fall kein Bußgeld, sondern eine Belehrung und Information.

Bauliche Maßnahmen.
Überprüfung und Konsequenzen von wichtigen Kreuzungen vorausschauend, nicht im Nachhinein Unfallschwerpunkte betrachten. Eventuell an die Gegebenheiten der Kreuzungen angepasste Maßnahmen. Überprüfung der Ampelphasen.